*13.04.1716 Wien - †04.11.1716 Wien
Erzherzog von Österreich
Leopold Johann war als einziger Sohn Karls VI. und Elisabeth Christines der letzte männliche Habsburger.
Die Geburt und Taufe des ersten Kindes nach siebenjähriger Ehe vollzog sich mit dem größten Prunk des spanischen Hofzeremoniells. Die Taufe mit Jordanwasser am 14. April 1716 im Rittersaal der Hofburg hielt der päpstliche Nuntius, unter Assistenz des Dompropstes von St. Stephan und des Schottenabtes, in Anwesenheit der Erzbischöfe von Prag und Valencia, acht Bischöfen, neun Äbten und zahlreichen anderen geistlichen Würdenträgern. Taufpate war König Johann von Portugal, der mit einer Tochter Leopolds I. verheiratet war und vom Prinzen Max von Hannover vertreten wurde.
In den neun Vornamen des Prinzen spiegelt sich neben der Familientradition die Heiligenverehrung der Zeit wider: Leopoldus Johannes Antonius Josephus Franciscus de Paula Hermenegildus Rudolphus Ignatius Balthasar.
Der Tod des Kindes im Alter von sieben Monaten war Anlass für das Inkrafttreten des neuen Familienerbgesetzes, der "Pragmatischen Sanktion". Dieses Hausgesetz legte die Untrennbarkeit und Unteilbarkeit aller habsburgischen Länder und Erbkönigreiche sowie eine einheitliche Erbfolgeregelung fest.
Im Geist barocker Frömmigkeit und der pathetischen Mentalität jener Zeit opferte das Kaiserpaar nach dem Tod des Thronfolgers dem Gnadenort Mariazell ein silbernes Jesuskind im Gewicht des verstorbenen Knaben.
Der bauchig geschweifte Truhensarkophag steht auf vier Bärenpratzen, die die Füße bilden. Er wurde nach Anweisung Karls VI. 1740 als Übersarg für den ursprünglichen Sarkophag hergestellt und erinnert an antike Vorbilder.
Über dem reich ornamentierten Deckel liegt der in Falten übergeworfene Hermelinmantel, darüber auf reich orniertem Polster der österreichische Erzherzogshut. Die beiden Längsseiten zieren Engelsköpfe mit ausgebreiteten Flügen. Am Fußteil befindet sich ein Kruzifix und darunter die aufgerollte Inschriftentafel.
Es wird angenommen, dass der Sarkophag vom Salzburger Zinngießer Hans Georg Lehrl geschaffen wurde.
Inschrift des Sarkophags:
CHRISTIANAE POSTERITATI SACRUM. HIC DORMIT IN PULVERE LEOPOLDUS, IMP. CAES. AUG. CAROLI VI. FIL. D. LEOP. M. NEP. ARCHID. AUSTR. PRINC. ASTUR. QUEM FATA TERRIS TANTUM OSTENDUNT MDCCXVI. EIDIB. APR. ET INFANDA ACEBBITATE RURSUS ERIPIUNT PRID. NON. IXBR. AH! DOLOR AUGUSTI MAGIS INTELLEGI QUAM LEGI POTEST
Der christlichen Nachwelt gewidmet. Hier ruht in der Asche Leopold, der Sohn des erhabenen Kaisers Karl VI. und Enkel des großen Leopold, Erzherzog von Österreich und Prinz von Asturien, den der Himmel der Welt nur gezeigt, den 13. April 1716, und zur unsäglichen Betrübnis schon wieder zurückgenommen hat am 4. November im nämlichen Jahr. Ach! Der Schmerz des Kaisers ist leichter zu erraten als mit Worten zu schildern.