*06.01.1614 Wiener Neustadt - †20.11.1662 Wien
Erzherzog von Österreich
Bischof von Passau, Straßburg, Halberstadt, Olmütz und Breslau
Leopold Wilhelm war der jüngste Sohn Ferdinands II. und Maria Annas von Bayern. Er war für den geistlichen Stand bestimmt und wurde bereits mit elf Jahren Bischof von Passau und Straßburg, mit zwölf Jahren Titularbischof von Halberstadt, mit 23 von Olmütz und mit 41 Jahren (1655) von Breslau. Ab 1642 war er Hochmeister des Deutschen Ritterordens, 1639-42 und 1645-46 Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg und von 1647-56 Statthalter in den Spanischen Niederlanden. 1657, nach dem Tod seines Bruders Ferdinand III., favorisierte ihn eine Gruppe deutscher Fürsten als Nachfolger im Reich.
Es dürfte wenige Feldherren gegeben haben, "die so oft geschlagen und die so oft gewonnen und wieder verloren haben, wie er."
In seinen letzten Lebensjahren war der Erzherzog in Wien Ratgeber seines Neffen Leopold I. In seinem Testament setzte er seinen Neffen Karl Joseph zum Universalerben ein, vermachte seinen unschätzbaren Kunstbesitz jedoch Kaiser Leopold I.
Leopold Wilhelms Bedeutung für die Nachwelt besteht nicht in seinen militärischen Erfolgen, sondern in seiner Tätigkeit als Kunstmäzen und Sammler. Während seiner Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden hatte er den flämischen Künstlern Aufträge erteilt. Durch ihn gelangte z. B. der größte Teil der Werke Pieter Brueghels des Älteren nach Wien.
Neben der niederländischen und flämischen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts erwarb er auch große Teile aus englische Sammlungen, die nach der Hinrichtung von König Karl I. zum Verkauf standen. Der Großteil seiner Sammlungen befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum.
Er selbst hatte unter dem Pseudonym "Crescente" 1656 eine Sammlung italienischer Gedichte, "Diporti del Crescente", herausgegeben.
Auf dem Deckel liegt ein Kruzifix mit der Mater Dolorosa, darunter befindet sich das Monogramm L. G. für Leopoldus Guilielmus, welches mit der Erzherzogskrone bekrönt ist.
Der Wappenschild ist durch das Kreuz des Deutschen Ritterordens in vier Teile und Unterabteilungen geteilt: Diese enthalten links oben das ungarische, darunter das kastilische, daneben das leonische und das neue österreichische Wappen mit Querbalken; rechts oben das böhmische, darunter das burgundische, kärntnerische, elsässische, kyburgische und das tiroler Wappen; im unteren Teil die Wappen von Görz, Pfirt, Krain, Habsburg, der windischen Mark, der Grafschaft Cilli, Portenau und die alten österreichischen Wappen mit den fünf Lerchen.
Zu Füßen des Deckels befindet sich ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen und die Inschriftentafel.
An den beiden Längsseiten des Deckels sind die Wappen der Bistümer Straßburg, Passau, Olmütz, Halberstadt, Breslau und der gefürsteten Abtei Mauerbach, eingesäumt von den Symbolen des geistlichen Standes, angebracht.
Am unteren Teil des Sarges befindet sich als Mittelstück das Kreuz des Deutschen Ritterordens. Dieses wird von der Erzherzogskrone überhöht und ist von militärischen Emblemen sowie den zwei Löwenkopfhandhaben umgeben.
Der Sarkophag, eine Arbeit von Lothar Som, ruht auf sechs Löwen als Füße.
Die Inschrift lautet:
TIMORE DOMINI. HAC VRNA CONDITVR LEOPOLDVS GVILEILMVS ARCHIDVX IMPERATORVM FERNDINANDI II FILIVS, FERNDINANDI III FRATER, LEOPOLDI PATRVVS. AVGVSTISSIMAE DOMVS FIDELISSIMVS PRINCEPS. ORDINIS TEVTONICORVM MAGNVS MAGISTER. PLVRIVM ECCLESIARVM PYSSIMVS ANTISTES. CAESARIANORVM EXERCITVVM FORTISSIMVS DVX. BOHEMIAE ET BELGICAE SAPIENTISSIMVS GVBERNATOR QVI NATVS NEOSTADIJ IN AVSTRIA A° MDCXIV IANVARY DIE VI, VIENNAE DIE XX NOVEMBRIS COMPLEVIT DIES SVOS.
In der Furcht des Herrn. In diesem Sarg ist verschlossen Leopold Wilhelm, Erzherzog, Sohn des Kaisers Ferdinand II., Bruder Ferdinands III. und Onkel Leopolds, ein gegen das durchlauchtigste Erzhaus überaus treuer Fürst, Großmeister des Deutschritterordens, tugendhafter Vorsteher mehrerer Kirchen, sehr tapferer Anführer der kaiserlichen Heere, weiser Statthalter von Böhmen und den Niederlanden, der zu Neustadt in Österreich im Jahre 1614, den 6. Januar, geboren wurde und in Wien am 20. November 1662 seine Tage vollendete.
Anmerkung:
Die Inschrift des Sarges gibt fälschlicherweise als Geburtsdatum den 6. Jänner 1614 an.