*22.08.1684 Wien - †28.09.1696 Kaiser-Ebersdorf, heute Wien
Erzherzogin von Österreich
Maria Theresia Josepha Antonia Xaveria war die fünfte Tochter Kaiser Leopolds I. und der Eleonora Magdalena.
Ihr Beichtvater, Pater Engelbert Bischof, erwähnte in der Lebensbeschreibung der Prinzessin deren große Frömmigkeit sowie ihre Ergebenheit in die Krankheit und den bevorstehenden Tod: "(...) da die schmerzen, und anstossende Fraiss ihr den Verstand benommen; starbe also getröstet mit aller Zusehenden grösten leyd; und liesse die Bildnus Mariae nit auss ihren Händen, biss das solche nach dem Todt Von anderen herausgenommen worden.
So beschlosse Ihro Dchl. ihr Leben zwar mit wenigen Jahren, doch mit villen, und grossen Tugenden; dan sie in dem jahr 1696 den 28 Herbstenmonat, als an dem Tag des Heiligen Wenceslai umb halber 7 Uhr Vormittag zu Eberstorff an den Blattern seeliglich an dem Herrn entschlaffen ihres alters 12 Jahr, 1 Monat, 7 Täg, 18 Stund."
Nachdem das vorgeschriebene höfische Protokoll absolviert worden war, wurde der Sarg zur Kaisergruft gebracht: "Nach Verrichten Kirchen Ceremonien ist die Leich Von den PP. Capucinis in die Crufften getragen, daselbst aber die Truchen ad recognoscendum Vom Cammer Fourrier wie sonst gebreichlich nicht eröffnet worden wegen der malignen Kranckheit."
Der reich verzierte Bleisarkophag ist ein Werk Johann Philipp Stumpfs. Er steht auf sechs ornamentalen Füßen.
Auf dem Deckel befinden sich ein Kreuz mit Korpus, gekreuzten Knochen und Totenkopf in natürlicher Größe und die Inschriftentafel. An den Längsseiten des Deckels verbinden Festons drei Medaillons mit prachtvoll gearbeiteten Gravierungen.
Der untere Teil der Längsseite zeigt an den äußeren Kanten je einen geflügelten Totenkopf ohne Unterkiefer, eine Variation des Vanitassymbols. Darunter und zur Mitte hin finden sich Festons. Den Mittelteil selbst bildet in bewegter Kartusche, bekrönt mit dem Erzherzogshut, das österreichische Wappen. Dieses wird beidseitig von einem einköpfigen Adler begrenzt.
Die übrige Ornamentik besteht vorwiegend aus Laub- und Blattwerk.
Die Inschrift lautet:
SITA HIC EST SERENISSIMA MARIA THERESIA ARCHI DUX AUSTRIAE IN LUCEM DATA ANNO 1684 DIE 22 AUGUSTI CUM AUSTRIACAS IN SE VIRTUTES SEDULO COLERET MATURITATEM MORS VIDIT AUT INVIDIT ATQUE IN HANC URNAM CONIECIT MORTUAM EBERSTORFFY ANNO 1696 DIE 28 SEPTEMBRIS
Hier ruht die durchlauchtigste Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, geboren den 22. August 1684. Da sie die österreichischen Tugenden in sich eifrig pflegte, hat sie der Tod reif gefunden oder beneidet und entseelt in diesen Sarg geworfen, zu Ebersdorf im Jahre 1696, am 28. September.
Medaillons auf der rechten Seite:
Der Tod reißt aus dem alten österreichischen Wappen eine Lerche heraus:
QUINTA MIHI CESSIT
Die fünfte (Tochter) habe ich gefangen.
Der Tod und die Erzherzogin begegnen sich auf einer Galerie:
IN CARCERE METAM
Im Kerker werde ich ernten.
Der Tod biegt ein Bäumchen und bricht von ihm den jüngsten Zweig:
NON NUMERO RAMO
Ich zähle die Zweige nicht.
Medaillons auf der linken Längsseite:
Die Erzherzogin schaut hinter einem Vorhang hervor:
OSTENDENT TERRIS HANC TANTUM
Sie werden diese der Welt nur zeigen.
Der Tod schneidet einen Faden am Spinnrocken entzwei:
UT COEPI VIXI
Kaum hatte ich begonnen, hatte ich gelebt.
In einem Gartenbeet eine welke Blume:
FLOS FUIT ILLE CADUCUS
Hinfällig war jene Blume.