Der "gute"
Kaiser
"LEGE ET FIDE. Durch Gesetz und Glauben."
Wappenspruch Franz II.(I.)
Es verging die Zeit der Josephinischen Reformen, der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege, ehe nach dem Wiener Kongress wiederum ein Neubau in der Kapuzinergruft entstand. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Erwägung gezogen, die Begräbnisstätte des Kaiserhauses in die Krypta bei St. Augustin zu verlegen, da die Gruft erneut zu klein wurde. Kaiser Franz II.(I.) (N°57) befahl jedoch 1824 eine neuerliche Erweiterung der Gruft gegen Norden, in Richtung Sakristeigarten. Der Erweiterungsbau wurde von Johann Aman gestaltet, er dauerte 1 1/2 Jahre und macht den Geist des Biedermeier greifbar.
DER BAUSTIL
Die Zeit der Repräsentation herrscherlicher Macht und des barocken Überschwangs war ebenso vorüber wie der kühle Hauch des Rationalismus josephinischer Prägung. Kriegszeiten, die zur Sparsamkeit gezwungen hatten, und vor allem eine neue Persönlichkeitsbewertung, die in einer Verbürgerlichung der Lebensführung zum Ausdruck kam, prägte den neuen Stil. Der Wandel der Zeit ist offensichtlich: Während die ersten drei Räume Ausdruck imperialen Denkens waren und die Maria-Theresien-Gruft den Versuch darstellte, das Jenseitige ins Diesseits zu holen, vermittelt die Franzensgruft das beschützend Familiäre, das Abschirmende des bürgerlichen Biedermeier.
Die Franzensgruft wurde in Anlehnung an die zentrale Baugestalt der Maria-Theresien-Gruft errichtet, weist aber in Grundriss, Aufriss und Dekoration eine Vereinfachung auf und enthält ein neues Dekorationselement, die halbrunde Nische. Diese war eine Wiederbelebung der prähistorischen Nischenbauten, aber auch eine Erinnerung an die Oktogone in syrischen, kleinasiatischen, nordafrikanischen und frühchristlichen Bereichen; das Nischenachteck erlebte bereits in der italienischen Renaissance seine Auferstehung.
Die Franzensgruft wurde über einem achteckigen Grundriss errichtet. An den kürzeren Diagonalseiten befinden sich halbrunde, glatte Nischen, in denen die vier Gemahlinnen des Kaisers beigesetzt sind. Wände und Kuppel weisen einen dunkelgrünen, die Pilaster und Bogeneinfassungen einen dunkelrosa und alle Gesimse einen dunkelgrünen Stucco lustro auf. Die Franzensgruft ist nicht mehr rein klassizistisch, sondern zeigt bereits Anklänge an das Neubarock.
Das kuppelartige, erhöhte Gewölbe hat am Scheitel eine mattverglaste Öffnung, durch die gedämpftes Tageslicht in den Raum fällt.
Die Särge der vier Gemahlinnen des Kaisers sind zentralrhythmisch vor den halbrunden Nischen platziert und umgeben den erhöhten Sarkophag von Kaiser Franz II.(I.). Noch 1925 hatten sich 13 Särge in einem kleinen Raum befunden. Die geplante zentralrhythmische Aufstellung konnte erst durch die Erweiterung von 1960 erreicht werden.
Die FRANZENSGruft im Überblick
Erbauer/Stifter: Kaiser Franz II.(I.)
Baumeister: Johann Aman
Baustil: Biedermeier, Klassizismus
Sarkophage:
"LEGE ET FIDE. Durch Gesetz und Glauben."
Wappenspruch Franz II.(I.)