*05.05.1747 Wien - †01.03.1792 Wien
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Erzherzog von Österreich
König von Deutschland
König von Ungarn
König von Böhmen
Großherzog von Toskana
Leopold, Großherzog von Toskana, war das neunte Kind und der dritte Sohn von Maria Theresia und Franz I. Stephan.
Über seine Taufe berichtete Obersthofmeister Khevenhüller: "Dem Erzherzog wurden die Nahmen Petrus, zumahlen die russische Kaiserin aus Lieb und Veneration für ihren Herrn Vatern sich ein solches pro speciali favore ausgebetten, Leopoldus Josephus Joannes Antonius Joachim Pius Gotthardus zugelegt." Maria Theresia und Kaiser Franz Stephan bemühten sich offensichtlich, die russische Zarin Jelisaweta Petrowna (Elisabeth I.) für sich einzunehmen.
Es stand sehr bald fest, dass Leopold Generalkapitän der Lombardei und Herzog von Modena werden sollte und der gesamte Erziehungsplan wurde darauf ausgerichtet.
Leopold war im Vergleich zu seinem Bruder Joseph bereits als Knabe gemäßigt, gefestigt und ernsthaft. Schon mit 16 Jahren wurde er aufgrund habsburgisch-spanischer Heiratsverträge per procuratorem mit der eineinhalb Jahre älteren Maria Ludovika (Luise), der Tochter König Karls III. von Spanien, verheiratet.
Wie seinen Bruder Joseph II. erfüllten auch Leopold sehr fortschrittliche Gedanken über die Staatsführung und er begann ein umfassendes staatspolitisches Reformwerk, welches die Toskana zu dem damals wohl modernsten Staat in Europa machte. Er erzielte die steuerliche Gleichheit für alle Stände sowie die Aufhebung der Vergünstigungen für die Geistlichkeit, ordnete das Heer und Beamtenwesen, schuf Inquisition, Tortur und Todesstrafe ab, reformierte das Schul- und Universitätswesen, regelte die Armenpflege und modernisierte das Hospitalwesen. Außerdem erließ er neue Erbpachtsgesetze, wonach den Bauern der Boden, den sie beackerten, wirklich gehörte.
In seiner 25-jährigen Regierungszeit als Großherzog von Toskana erwies sich Leopold als das Ideal eines aufgeklärten Fürsten. Er wurde von seinem Bruder Joseph II. als "trefflicher Bevölkerer" bezeichnet und sicherte durch eine große Kinderschar, vier Töchter und zwölf Söhne, den Fortbestand der Dynastie.
Auch delikate private Angelegenheiten regelte er überlegt und ohne ängstliches Bemühen um Geheimhaltung: Als er 1786 die Tänzerin Livia Raimondi kennengelernt hatte, richtete er ihr an der Piazza San Marco in Florenz an der Ecke der Via degli Arazzieri ein kleines Palais ein. Maria Luise schien dieses Verhältnis mehr als nur geduldet zu haben, da sie bereits 1788 ihr 16. Kind geboren hatte und ein Lungenleiden ihr zunehmend zu schaffen machte. Wahrscheinlich bildete sich zwischen den Frauen sogar eine freundschaftliche Beziehung, in die auch die Töchter des Großherzogs miteinbezogen wurden.
Als Leopold 1790 nach dem Tod Josephs als Kaiser Leopold II. die Nachfolge im Reich und in den Erblanden übernahm, kam der Sohn Leopolds und Livias, Luigi oder Ludwig, gemeinsam mit seiner Mutter und deren Familie nach Wien. Er erhielt eine gute Erziehung, wohnte am Kohlmarkt und wurde als Ludwig von Grün Hofkammerbeamter. Er starb 1814 an einem Lungenleiden.
Leopolds Regierungsstil war auch als Kaiser geprägt vom Geist der Aufklärung, der Toleranz und zweifellos auch vom Freimaurertum, dem bereits sein Vater Franz Stephan große Sympathie entgegengebracht hatte. In den zwei Jahren, die ihm in Wien verblieben, bewies er bei der Bewältigung der verfahrenen politischen Situation, die sich ihm bei Übernahme des josephinischen Erbes bot, sein Charisma.
Leopold starb plötzlich. Gerüchte, dass er vergiftet worden wäre, konnten nicht bewiesen werden. Autopsiebericht und andere Quellen lassen die Vermutung zu, dass es sich um eine Lungenentzündung und eine eitrige Rippenfellentzündung zugleich gehandelt haben musste, wobei ein viermaliger Aderlass in zwei Tagen den Zustand des Kaisers verschlechtert hatte.
Ohne das Viaticum oder die letzte Ölung empfangen zu haben, starb er in den Armen der Kaiserin Maria Ludovika.
Mehr als in Österreich erfuhr Leopolds politisches Genie in Italien eine Würdigung. Bereits in der Zeit der italienischen Freiheitsbewegung 1832 stiftete die Toskana ein Denkmal in Pisa: "Al Granduca Pietro Leopoldo".
Wie alle anderen Sarkophage in der Toskanagruft, ist auch der von Leopold II. glatt, genietet und aus Kupfer. Der Deckel ist mit Kreuz und Inschrift versehen.
Die Inschrift lautet:
IN HOC SEPULCRO QUIESCIT LEOPOLDUS II. AUG. GERM. HUNG. BOH. REX ARCHID. AUSTR. M. DUX. HETR. NATUS V. MAY MDCCXLVII. DECESSIT I. MARTY MDCCXCII
In diesem Grabe ruht Kaiser Leopold II., König von Deutschland, Ungarn und Böhmen, Erzherzog von Österreich, Großherzog von Toskana, geboren den 5. Mai 1747, gestorben den 1. März 1792.
Der monumentale Kenotaph, das Grabdenkmal Kaiser Leopolds, war zwar für die Kaisergruft geschaffen worden, fand dort aber keinen Platz und steht heute in der Georgskapelle der Augustinerkirche.