*18.11.1630 Mantua, Italien - †06.12.1686 Wien
Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches
Erzherzogin von Österreich
Königin von Ungarn
Königin von Böhmen
Eleonora war die Tochter von Carlo Gonzaga, dem Prinz von Mantua-Nevers und Graf von Rethel und Maria Gonzaga. In ihrem Elternhaus, dem für Wissenschaften und Künste offenen Mantuaner Hof, hatten Pesönlichkeiten wie Mantegna, Leonardo, Tizian, Castiglione, Ariost, Tasso, Rubens, Frans Pourbus d. Jüngere, Monteverdi, Domenico Fetti, Giulio Romano, Jacopo della Strada, Pisanello oder Donatello zu unterschiedlichen Zeiten verkehrt. Am Hof der Gonzagas waren Frauen gleichberechtigte Personen und erhielten bereits seit Mitte des 15. Jhs. im Geiste der Humanitas die gleiche Erziehung wie Knaben.
Eleonora heiratete mit 21 Jahren den 43-jährigen Kaiser Ferdinand III. (1608-1657). In seiner Festpredigt wünschte der berühmte Hofprediger Abraham a Santa Clara den Majestäten in barockem Überschwang "siebzehn, achtzehn, dreißig Prinzen".
Der sechs Jahre dauernden Ehe entstammten vier Kinder, von denen zwei das Erwachsenenalter erreichten.
Gemeinsam mit dem Kaiser gründete Eleonora nach italienischem Vorbild die literarische Akademie, sie selbst verfasste Gedichte und komponierte.
Nach dem Tod Kaiser Ferdinands III. kümmerte sie sich um Bereiche des kirchlichen sowie weltlichen Lebens, zu letzerem zählten unter anderem Mode und Jagd, die Falknerei, die englischen Jagdhunde und die Schönbrunner Schäferspiele. Durch ihren italienischen Koch förderte sie überdies die Kochkunst in ihrer neuen Heimat.
Mit ihrem Stiefsohn, Kaiser Leopold I. (1640-1705), arrangierte sie jene im Sinne höfischer Repräsentation charakteristischen Feste, Feuerwerke, Komödien und Ballette. Sie nahm an religiösen Zeremonien nicht nur teil, sondern leitete oft selbst die Prozessionen.
Sie war Stifterin und Förderin religiöser Orden, wie z. B. des im Jahre 1663 gegründeten Ursulinenklosters in Wien, welches der Erziehung der weiblichen Jugend dienen sollte, sowie des Karmeliterinnenklosters in Wiener Neustadt.
1662 entstand auf ihre Veranlassung der Orden "Ordine delle Schiave della virù sotto l'augustissima protezione dell'Imperatore Leopoldo", dessen Ziel es war, die Gleichheit von Mann und Frau zu erreichen.
Am 23. Februar 1668 brach um 2 Uhr früh im neuen Trakt der Hofburg, den Kaiser Leopold I. zwischen 1660 und 1666 hatte errichten lassen, ein verheerender Brand aus, der erst am folgenden Freitag gelöscht werden konnte. Der Kaiser und seine Familie konnten gerettet werden.
Nach dem Brand wurde eine kostbare Kreuzpartikelreliquie unversehrt gefunden.
Eleonora deutete dies als Zeichen und gründete aus Dankbarkeit für ihre Rettung den Sternkreuzorden. Dieser Frauenorden, dem adelige Damen des In- und Auslandes angehörten, stand Zeit ihres Lebens unter ihrer Patronanz.
Nach dem Tod ihrer Vorgängerin, der Kaiserin-Witwe gleichen Namens, im Jahre 1655, übernahm sie Schönbrunn mit lebenslangem Wohnrecht. Die zwischen 1642 und 1643 ausgebaute Katterburg, ein Lustschloss nach italienischem Vorbild, bewohnte sie über 30 Jahre.
Sie ließ in die Nischen der Gartenmauer vom Schlosseingang bis zur Hietzinger Pfarrkirche Kreuzwegstationen errichten, die beim späteren Fischer-von-Erlach-Bau abgetragen wurden. Der "Schöne Brunnen" zwischen vier Linden, Marmorfiguren und der Quellennymphe war zu ihrer Zeit eine berühmte Sehenswürdigkeit. Sie gestaltete durch ihre glanzvolle Hofhaltung das Schloss zu einer Sommerresidenz, die den Anforderungen des höfischen Lebens entsprach.
Anlässlich der Restaurierung ihres Sarkophages im Jahre 1990/91 wurde bei ihren sterblichen Überresten ein Schmuckstück gefunden. Die Aufschrift "Sola ubique triumphat" – sie allein (die Tugend) triumphiert – verweist auf eine vergessene Ordensgemeinschaft, die von Eleonora im Jahre 1662 gestiftet und später durch den Sternkreuzorden (Gründung 1668) verdrängt worden ist. Der Orden der "Sklavinnen der Tugend" war auf 30 Damen hochadeliger Herkunft beschränkt, deren Großmeisterin die Kaiserin selber war. Die Damen trugen das Ordenszeichen an einer Kette oder einem Band am linken Oberarm unter der Schulter.
Sie strebten nach Gleichmut im Umgang mit dem Nächsten im Glück und im Unglück, nach der Gleichheit von Mann und Frau sowie nach jenen Tugenden, die den Geist veredeln.
Der Zinngießer Christoph Rötter hatte neben den üblichen Vanitassymbolen auch die beiden bekannten Schmerzensmotive verwendet: Der Deckel des Sarkophages zeigt Christus am Kreuz, zu dessen Füßen Maria mit den sieben Schwertern und darunter einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen und die Inschriftentafel. An den beiden Längsseiten des Sarkophages befinden sich Totenköpfe mit gekreuzten Knochen und Mittelschild. Als Eckstücke erscheinen geflügelte Engelsköpfe. Der Sarg hat sechs Löwenkopfhandhaben. Die Füße sind Vogelkrallen, die Kugeln umfassen.
Die Inschrift auf dem Sarkophag lautet:
IN HOC MONUMENTO CONDITA SUNT OSSA AUGUSTAE FERDINANDI III IMPER: VIDUAE ELEONORAE ROMANORUM IMPERATRICIS GERMANIAE HUNGARICAE BOHEMIAE DALMATIAE CROATIAE SCLAVONIAE REGINAE ARCHIDUCIS AUSTRIAE DUCIS BURGUNDIAE STYRIAE CARINTHIAE CARNIOLIAE COMITIS TYROLIS &C: &C: NATAE PRINCIPIS MANTUAE ET MONTISFERRATI &C: &C: QUAE PIE OBIIT VIENNAE AUSTRIAE VI DECEMBRIS ANNI M . DC. LXXXCI. ANIMA EIUS IN MANU DIE EST.
In diesem Sarg ruhen die Gebeine der erhabenen römischen Kaiserin Eleonora, der Witwe des Kaisers Ferdinand III., Königin von Deutschland, Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien und Slavonien, Erzherzogin von Österreich, Herzogin von Burgund, Steiermark, Kärnten und Krain, Gräfin von Tyrol etc. etc., geborenen Prinzessin von Mantua und Montferrat etc. etc., die selig verschied zu Wien in Österreich, am 6. Dezember des Jahres 1686. Ihre Seele ist in Gottes Hand.