*08.12.1708 Nancy, Frankreich - †18.08.1765 Innsbruck
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Herzog von Lothringen
Großherzog der Toskana
Franz I. Stephan war der Sohn von Herzog Leopold Joseph von Lothringen und Elisabeth Charlotte von Orleans und lebte seit 1723 am kaiserlichen Hof in Wien. 1729 folgt er seinem Vater als Herzog von Lothringen, da sein älterer Bruder Leopold Clemens 1723 gestorben war.
Bereits vor Beginn des polnischen Erbfolgekrieges wurde Franz Stephan als Gemahl für Erzherzogin Maria Theresia ins Auge gefasst. Durch politische und militärische Transaktionen Frankreichs musste er 1735 auf Lothringen verzichten und erhielt die Anwartschaft auf das Großherzogtum Toskana. Dort trat er nach dem Tod des letzten Medicis 1737 die Regierung an und kümmerte sich für zwei Jahre intensiv um die wirtschaftliche Verbesserung des Landes; er bereitete in manchen Bereichen jene Reformen vor, die sein Sohn Leopold später durchführte.
Als Maria Theresia die Regierung in den Erblanden antrat, wurde Franz Stephan von ihr zum Mitregenten und Nachfolger im Reich gewählt und 1745 in Frankfurt zum Kaiser gekrönt.
Seinen naturwissenschaftlichen Interessen verdankt Wien zahlreiche Gründungen und Sammlungen (u. a. das Naturalienkabinett und Münzkabinett) sowie eine wissenschaftliche Bearbeitung des Münzkabinetts.
Der geschäftstüchtige Kaiser hatte im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen sowohl die Armee seiner Frau als auch Friedrich den Großen mit Kanonen und Lebensmitteln versorgt und ein Riesenvermögen angesammelt. Sein Sinn für Geschäfte und seine Erfolge bei wirtschaftlichen Transaktionen bewirkten, dass er nach seinem Tod seinem Nachfolger Joseph II. nicht nur geordnete Finanzen hinterlassen konnte, sondern darüber hinaus die materielle Sicherstellung der Kinder garantiert war.
Die Erträge der käuflich erworbenen Güter wurden durch die Industrialisierung und durch eine für damalige Zeit moderne Betriebsführung gesteigert. Franz Stephan hinterließ das beachtliche Vermögen von fast 18 Millionen Gulden, das vom Staatsvermögen der Monarchie getrennt in verschiedenen Kassen verwaltet wurde. Franz Stephan gründete auch den Aviticalfond, aus dem die Apanagen und Unterstützungen für Angehörige des Kaiserhauses ausgezahlt wurden. 1919 wurde der Familienfonds von der jungen österreichischen Republik beschlagnahmt. Außer der Hofburg, Schönbrunn und Laxenburg gehörten dazu Mietshäuser und land- und forstwirtschaftliche Betriebe von insgesamt rund 30.000 Hektar.
Am 18. August 1765 verstarb Franz Stephan während der Hochzeitsfeierlichkeiten seines Sohnes Leopold unerwartet in Innsbruck.
Über einem profilierten und gegliederten Marmorsockel aus rotem Adneter Dolomit erhebt sich der Sarkophag auf acht wuchtigen Schnörkelfüßen und einem die Mitte stützenden Adler. Der über 3m lange und 2m breite Sarg wird von 1,30m hohen plastischen Figuren auf dem Deckel überragt. Die mittleren Rocaillenfüße an den Schmalseiten werden von Totenköpfen, das Fußende von der österreichischen Hauskrone überhöht, darunter befinden sich gekreuzte Zepter und Schwert. Die reich verzierte Kartusche an der Schmalseite zur Karlsgruft zeigt den Rheinübergang Karls von Lothringen 1744. Darüber wurde 1802 in der Mitte des Deckelrandes ein kleines lorbeergeschmücktes Bildnismedaillon der Königin Maria Karolina von Neapel und beider Sizilien von dieser selbst im Angedenken an ihre Mutter angebracht.
Die Inschrift auf dem Medaillon lautet:
IUNGERE CUI NEQUEO MATER DULCISSIMA CORPUS HANC NATAE MOESTAM SUSCIPITO EFFIGIEM MDCCCII.
Süßeste Mutter, mit der ich den Leib nicht vereinigen kann, nimm hin dieses Trauerbild der Tochter, 1802.
Die Reliefs an den Sarkophagseiten zeigen politische und militärische Ereignisse aus dem Leben und der Regierungszeit des Herrscherpaares. Über den Deckel ist die Prunkdecke gebreitet, auf der sich Maria Theresia und Franz Stephan aufrichten. Die Kaiserin trägt ein mit Perlen und Steinen besetztes Galakleid, ihre linke Hand umfasst ein Schwert. Der Kaiser trägt römische Imperatorenrüstung. Das Zepter wird von beiden gemeinsam gehalten. Hinter ihnen setzt der Genius mit der Sternenkrone die Posaune ab, mit der er den Schlafenden zur Auferstehung bläst.
An den vier Ecken ruhen die trauernden Genien mit den Wappenschildern und Kronen von Jerusalem, Böhmen, Ungarn und der Reichskrone.
An den Schmalseiten zu Häupten befindet sich über der Inschrift die habsburgische und lothringische Krone.
Inschriftentafel zur Linken:
HIC. AUGUSTO. COM CONIUGE. QUIESCIT. MARIA. THERESIA. IMPERATR. REGINA. IUSTA. CLEM. D. CAROLI. VI. AUG. AUSTR. ET. ELISABETHAE. BRUNSVIC. FIL. BONO. REI. PUBL. NATA AN. M. D. CCXVII. XIII. MAII. FRANCISCO. III. LOTHARINGO. AUG. FELICISS. NUPTA. M. D. CCXXXVI. SANCTUM. CONIUIGII. AMOREM. AD. SEPUCHRUM (!). USQUE. PULCHRO. CHRISTIAN. PRINCIPUM. EXEMPLO. EUNDEM. SERVAVIT. CUI. FRUCTUS. DULCISSIMOS. DEUS. IMPERTIIT. SOBOLEM. NUMEROSAM. VENUSTISS. PARENTIBUS. SIMILLIMAM. APOSTOLICAM. HUNGARIAE. CORONAM. MDCCXLI. XXV. IUN. POSONII. BOHEMICAM. PRAGAE. RECIPIT. M. DCCXLIII. XII. MAII.
SOLA. FERE. SED. DEO. NIXA. PIETATE. ET. CONSTANTIA. PATERNA. REGNA. CONTRA. HOSTES. POTENTISS. ADSERVIT. ROM. IMPERII. MAIESTATEM. DOMUI. SUAE. RESTITUIT. HUIUS. PROVIDENTISSIMAE. PRINCIPIS. SAPENTIAE. DEBET. PATRIA. RELIGIONEM. FIRMATAM. ORNATAM. QUE. DISCIPLINAM. MILIT. ET. BONARUM. ARTIUM, CULTURAM. TRIBUTORUM. AEQUITATEM. ET. COMMERC. COMMODA. INSTAUR. APERTAS. NOBILI. IUVENTUTI. VIRTUTIS. ET. SCIENT. PALAEST. TRANQUILLITATEM. VIRTUTUM. QUE. OMN. EXEMPLA. DEBET. ORBIS. PIE. UT. VIXIT. OBIIT. ANN. M. D. CCLXXX. DIE XXIX. NOVEMBRIS. CUI. OPTIMORUM. MERITORUM. REQUIES. REPOSITA. EST. IN DEO.
Hier ruht mit dem kaiserlichen Gemahl Maria Theresia, Kaiserin, die gerechte und gütige Königin, Tochter des erhabenen Karls VI., Kaisers von Österreich und der Elisabeth von Braunschweig. Zum Wohl des Staates geboren, im Jahre 1717, den 13. Mai, und mit dem durchlauchtigsten Franz III. von Lothringen im Jahre 1736 überaus glücklich vermählt, hat sie die heilige eheliche Liebe bis zum Grabe unversehrt bewahrt, als schönes Beispiel für die christlichen Fürsten. Ihr verlieh Gott die holdesten Leibesfrüchte, eine zahlreiche, den liebenswürdigsten Eltern ganz ähnliche Nachkommenschaft. Die apostolische Krone von Ungarn erhielt sie 1741, den 25. Juni, zu Pressburg, die böhmische zu Prag 1743, den 12. Mai.
Fast allein, aber auf Gott vertrauend, hat sie ihre Erbkönigreiche durch Frömmigkeit und Standhaftigkeit gegen die mächtigsten Feinde behauptet. Die Größe des römischen Kaiserreiches hat sie ihrem Hause zurückgegeben. Der Weisheit dieser umsichtigsten Fürstin verdankt das Vaterland die Festigung der Religion, der Förderung der Kriegszucht, die Pflege der freien Künste, die gerechte Verteilung der Abgaben und die Erneuerung der Handelsvorteile, die der adeligen Jugend zugänglichen Schulen der Tugend und Wissenschaft. Die Ruhe und das Beispiel aller Tugenden schuldet ihr die ganze Welt. Fromm, wie sie gelebt hat, ist sie gestorben, im Jahre 1780, den 29. November. Zum Lohn für ihre großen Verdienste ruht sie in Gott.
Inschriftentafel zur Rechten:
VIRTUS. SEPULCHRUM. CONDIT. ET. PIETAS. IPSA. PARENTAT. DIVO. ET. AUGUSTO. FRANCISCO. I. LOTHARINGICO. PATRI. PATRIAE. PIO. MAGNANIMO. INCLYTO. HUMANI. GERNERIS. DELICIO. ET. DESIDERIO. ANNO CHRISTI. IESU. MDCCVIII. VIII. DEC. HOC SIDUS. IN. DECUS. SUAE. GENTIS. EXORTUM. AN. MDCCXXXVI. XII. FEBR. FORMOSUM. SECULI. SPECIMEN. PULCHERRIMAE. DATUM. AN.
MDCCXLV. XIII. SEP. DIVINUS. ILLE. PRINCEPS. DEO. ET. IMPERIO. ELECTUS. ET. IV. OCTOB. QUI. DIVO. FRANCISCO. PERPETUO. CHRISTI. MIRACULO. DICATUS. CUM. SUMMA. OMNIUM. ORDINUM. EXULTATIONE. SANCTE. AUGUSTEQ. INAURATUS. PRISCORUM. GLORIAS. ET. MAGNALIA. CAESARUM. SUPERGRESSUS. EST. ITA. GERMANORUM. TITUS. FRANCISCUS. AUG. OPT. MAX. SAPIENTIA. MAGNANIMITATE. CLEMENTIA. CETRISQ. VIRTUTIBUS. REGIIS. HEROICIS. CHRISTIANIS. INCLYTISSIMUS. IN. AUGUSTAM. CONIUGEM. NATOS. QUE. SUAVISSIMOS. ADFECTU ANIMI. FUIT. TENERRIMO. ET. PIENTISSIMO. QUI. VINDICANDIS. EORUM. IURIBUS. IMPERATOR. ITER. SANQUINEM. ET. VITAM. BELLI. PERICULIS. OBIECIT. ANN. MDCCLXV. XVIII. AUG. OENIPONTI. MORTUUS. XXVIII. VIENNAM. ADVECTUS. XXXI. EIUSDEM. SEPULTUS. EST.
Die Tugend stiftet dieses Grab und die Liebe selber weiht es dem mächtigsten und durchlauchtigsten Franz I. von Lothringen, dem frommen, großmütigen und vielgepriesenen Vater des Vaterlandes, den ersehnten Liebling des Menschengeschlechtes. Im Jahre Jesu Christi 1708, den 8. Dezember, ist dieser Stern zur Zierde seines Volkes aufgegangen. Im Jahre 1736, den 12. Februar, wurde er als wohlgestaltetes Vorbild der schönsten Frau des Jahrhunderts gegeben. Im Jahre 1745, den 13. September, ist dieser unvergleichliche Fürst für Gott und das Kaiserreich erwählt, um am 4. Oktober, der dem heiligen Franziskus, diesem immerwährenden Wunder Christi geweiht ist, zur größten Freude aller Stände, heilig und erhaben gekrönt worden. An Ruhm und an Großtaten hat er die frühen Kaiser übertroffen.
So war Franz, ein deutscher Titus, der erhabenste, beste und größte Mann, der durch seine Weisheit, Großherzigkeit, Milde und die anderen königlichen, heroischen und christlichen Tugenden besonders hervorleuchtete, gegen die durchlauchtigste Gemahlin und die lieblichen Kinder voll zartester und gütigster Liebe. Zur Verteidigung ihrer Rechte hat er wiederholt Leib und Leben den Gefahren des Krieges ausgesetzt. Im Jahre 1765, den 18. August, ist er zu Innsbruck gestorben, am 28. nach Wien überführt und am 31. desselben Monats begraben worden.
Rechte Längsseite zu Häupten:
ADMINISTRATIONE CAROLI JOSEPHI NOBILIS DOMINI A DIER, CONSILIARII CAESAREO: REGII ACTUALIS AULICI, ET SACRI AERARII PRAEFECTI. B. F. MOLL F.
Unter Leitung des wohlgeborenen Herrn Karl Joseph von Dier, wirklichen kaiserlich-königlichen Hofrates und Schatzmeisters. B. F. Moll F (fecit).