*28.08.1691 Wolfenbüttel, Niedersachsen - †21.12.1750 Wien
Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches
Königin von Ungarn
Königin von Böhmen
Königin von Spanien
Elisabeth Christine war die Tochter des Herzogs Ludwig Rudolph von Braunschweig-Wolfenbüttel und seiner Gemahlin Christina Luise von Oettingen.
Nach inneren Kämpfen trat sie am 1. Mai 1707 in Bamberg zum katholischen Glauben über, um 1708 Karl III. von Spanien, den Bruder Josephs I., zu heiraten. Sie unterstützte ihren Gemahl oft bei den Regierungsgeschäften. So blieb sie, nachdem Karl nach dem Tod Josephs I. 1711 nach Wien zurückgekehrt war, noch zwei Jahre als Generalkapitän in Barcelona.
Der venezianische Gesandte erwähnte 1736 ihre Menschenkenntnis und Urteilskraft und berichtete auch, dass sie sich in den letzten Lebensjahren oft in die Politik eingebracht hätte.
In ihrer Jugend wurde sie wegen ihrer stattlichen Schönheit berühmt und hatte ihrer Tochter Maria Theresia neben äußeren Körpermerkmalen auch charakterliche Eigenschaften wie Entschlussfähigkeit und Durchsetzungsvermögen vererbt.
Von ihren vier Kindern verstarben Leopold (1717) und Maria Amalia (1724-1730) sehr früh.
Maria Theresia ließ durch Balthazar Ferdinand Moll für ihre Mutter einen Zinnsarg herstellen, dessen Teile am 23. und 24. August 1751 in die Gruft gebracht und vom Künstler selbst am 25. August zusammengefügt wurden.
Am 26. August 1751 fand im Beisein des geheimen Zahlmeisters Carl von Dier und des Grafen Königsegg die Beisetzung der Kaiserin statt.
Der Sarkophag steht auf einem Marmorsockel. Die vier Genienköpfe mit verhülltem Antlitz erinnern an das Hemma-Grab im Gurker Dom. Sie stammen von Antonio Corradini, einem Lehrer Georg Raffael Donners, und ruhen auf schneckenförmig auslaufenden Konsolen, die reich mit Blumengehängen verziert sind.
Auf dem Mittelschild der vorderen und hinteren Längsseite zeigen die reich ornierten Kartuschen das plastische Relief der Hochzeitsreise zu Schiff nach Barcelona im Juli 1708. Über dem Leuchtturm schwebt ein Adler, die Reichskrone in den Fängen, der dem Hochzeitspaar nachfliegt.
Als Mittelfuß dient ein lorbeerbekränzter Totenkopf. Der Sarg ruht auf vier einköpfigen Adlern mit gespreizten Schwingen.
Auf dem Deckel hält ein stehender Genius gemeinsam mit einem knienden Engel das Medaillon mit dem Bildnis der Kaiserin. Links davon liegen auf reich verziertem Polster die Rudolfskrone und die Krone Spaniens, rechts auf einem zweiten Polster die Reichskrone und die böhmische Königskrone neben einem Zepter.
Am Fuß- und Kopfteil ist je eine Inschriftentafel in reicher Kartusche angebracht. Die Signatur Molls ist erkennbar.
Inschrift zu Häupten:
PIETATI, ET. PERPETUITATI. DIVAE. ELISABETHAE. CHRISTINAE. VIRTUTIS. ET SAPIENTIAE. GLORIA. COMMEMORANDAE. AN. MDCXCI. XXVIII. AUG. IN. VITAM. INGRESSAE. AN. MDCCVIII. I AUG. CAROLO. BARCINONAE. FELICI. CONNUBIO. IUNCTAE. AN. MDCCXI XII OCT. IMPERII. QUO. NULLUM. EST. SACRATIUS. HONORIFIENTIA. EXALTATAE. AN. MDCCXIV. X. OCT. APOSTOLICI. INSIGNIBUS. REGNI. GLORIFICATAE. AN. MDCCXXIII. VIII. SEP. SACRA. UNCTIONE. PRAGAE. SANCTIFICATAE. AN. MDCCL. XXI. DEC. MORT. NON. CONSUMTAE. SED. CONSUMMATAE. AETERNA. ENIM. FELICITAS. SPEI. CHRISTIANAE. FINIS. EST.
In Liebe und zur Verewigung der hochseligen Elisabeth Christine, der ob ihrer Tugend und Weisheit ruhmwürdigen, die im Jahre 1691, den 28. August, ins Leben getreten, im Jahre 1708, den 1. August, mit Karl in Barcelona in glücklicher Ehe verbunden, im Jahre 1711, den 12. Oktober, zur allerhöchsten Würde einer Kaiserin erhoben, im Jahre 1714, den 10. Oktober, mit den Insignien des apostolischen Königreiches geschmückt, im Jahre 1723, den 8. September, in Prag durch heilige Salbung geweiht, im Jahre 1750, den 21. Dezember, gestorben ist, nicht verzehrt, sondern vollendet, denn die ewige Glückseligkeit ist das Ziel der christlichen Hoffnung.
Inschrift am Fußende:
HAEC. ITAQ. COELESTI. VIRTUTE. FEMINA. NATURAE. FORTUNAE. GRATIAE. DONIS.
IPSAQUE. ORIS. CORPORISQ. GRAVI. MAIESTATE. SUSPICIENDA. SUB. EXPEDITIONE. HISPANICA. COMES. LABORUM. SOLLICITUDINUM. CURARUM. IN SUMMO. FASTIQIO. REGIO. PRIVATORUM. SORTEM. EXPERTA. EST. LUSTRATIS. TERRA, MARIQ. FINIBUS. IN. GERMANIAM. REDUX. OPT. OPTATIS. Q. OPTIMATUM. CIVIUM. PAUPERUM. MATER. NON. RARO. ABSTERSIT. ILLORUM. LACRUMAS QUORUM. OCULOS. NON. VIDIT. DESIDERIO. TRANSMUNDANI. ILLIUS. IMPERII. ACCENSA. TEMPORIS. ET. NATURAE. MISERIAS. FORTITER. TULIT. ATQUE. INAUDITA. SE. IPSA,. CONSTANTIA. VICIT. EDITISQ. ILLUSTRIBUS. EXEMPLIS. ADHIC. IN. SEPULCHRO. VIVIT.
Die Frau also, von himmlischer Tugend, mit ihren Gaben der Natur, des Glücks und der Gnade selbst, schon ob der erhabenen Majestät des Antlitzes und der Leibesgestalt verehrenswert, hat im spanischen Feldzug als Gefährtin in Arbeit, Mühe und Sorge auf dem höchsten Gipfel der Königsmacht das Los der gewöhnlichen Menschen geteilt und ist nach ihren Reisen zu Land nach Deutschland zurückgekehrt, die beste und beliebteste Mutter der Adeligen, der Bürger und der Armen gewesen. Nicht selten wischte sie die Tränen jener ab, deren Augen sie nicht sah. Von Verlangen nach jenem überirdischen Reich entflammt, ertrug sie tapfer die Unbilden der Zeit und der Natur und mit unerhörter Standhaftigkeit hat sie sich selbst besiegt und durch ihr leuchtendes Beispiel lebt sie noch heute im Grabe.