*08.09.1633 Wien - †09.07.1654 Wien
König des Heiligen Römischen Reiches
Erzherzog von Österreich
König von Ungarn
König von Böhmen
Ferdinand war der erste Sohn Ferdinands III. und der Infantin Maria Anna von Spanien.
Die politischen Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges, die Forderung der protestantischen Reichsstände nach mehr Freiheiten sowie die Bemühungen der Kurfürsten, möglichst wenig von ihren bisherigen Rechten preiszugeben, erschwerten es Kaiser Ferdinand III., seinem Sohn die Nachfolge zu sichern. Als die Fürsten und Stände planten, Ferdinand IV. von der Thronfolge auszuschließen, entschloss sich der Kaiser, die Kurfürsten zu einer vertraulichen Besprechung nach Prag einzuladen. Über diese Verhandlungen sind wenig schriftliche Berichte vorhanden, doch ist bekannt, dass die Wahlfrage seit jeher ein politisch wirksames Mittel für die Kurfürsten darstellte, um ihre Sonderinteressen zu vertreten.
Diplomatisches Verwirrspiel, Intrigen und Nichteinhaltung von Zusagen kennzeichneten die Zeit bis zur Wahl des 20-jährigen Ferdinand am 31. Mai 1653 in Augsburg.
Der Wahlakt ist ausführlich dokumentiert: Morgens um halb sieben versammelten sich die drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten und ritten in genau geregelter Reihenfolge zur St. Ulrichskirche. Mit vorangetragenen Schwertern schritten sie bis zum Chor und nahmen auf den mit rotem Samt bezogenen Sesseln Platz. Zwischen den Vertretern von Mainz, Böhmen, Kurbayern, Brandenburg, Köln, Prag, Pfalz und Sachsen saß der Erzbischof von Trier. Während des feierlichen Hochamts hielten sich die sächsischen und brandenburgischen Gesandten im Kreuzgang auf. Nachdem die Eidesleistung beendet war, zogen sich die Kurfürsten in die Konklaven zurück und ließen dann verkünden, sie hätten einstimmig (nullo discrepante) Ferdinand IV. zu "Hungarn und Böheimb König, Erzherzog zu Östreich (sic)" gewählt.
In der Kapelle wurden Ferdinand "Zierarden und Pontificalien" angelegt. Er versprach für des Reiches Wohlfahrt zu sorgen und gemäß den Bestimmungen der Reichsgesetze unter Einhaltung der Wahlkapitulation zu regieren, auf die er dann den Eid ablegte. Noch einmal wurde eine Messe gelesen, das Te Deum gesungen und die Zeremonien durch die "kayserliche Musik mit Trompeten und Heerpauken vollendet", Freudenschüsse wurden abgefeuert und alle Glocken der Stadt erklangen zu Ehren des Neugewählten.
Am 18. Juni 1653 wurde Ferdinand IV. in Regensburg feierlich gekrönt. Alle Bemühungen des Kaisers erwiesen sich jedoch als vergeblich, als Ferdinand bereits ein Jahr später an einer tödlichen Krankheit innerhalb weniger Tage verstarb.
Über seine Erkrankung und seinen Tod berichtete das Hof-Zeremoniell-Protokoll: "Ferdinand IV. hatte bereits am 2. Juli 1654, da er mit dem Kaiser und dem Erzherzog Leopold Ignaz 'auf medling auf die Jagd' gefahren, 'eine Alteration empfunden', selbe aber verschwiegen und am folgenden Tage an der Jagd wohlgemut theilgenommen. Am 4. machte sich die Krankheit bereits so heftig geltend, dass Ferdinand 'aus den rath gehen und sich zu bett legen' musste und die Ärzte vermeinten 'Ihr. May. hetten febrim Tertianum'. Am 5. ... seint ... die blattern ausgeschlagen ... Bei dem Kranken verlief aber alles so glikhsellig, das darbey nit die geringste Lebensgefahr hette khönnen Verspührt werden. Doch bereits am 8. hat ... Ihr. Königl. May. alle Crefften auf einmal verlohren vnd angefangen zu deliriren vnd phantasiren wie auch des Tods sich zu besorgen ... gegen 5 Vhr abents wurde es mit Ihr. May. ie lenger ie schlechter, der gestalt, das die Medici angefangen von Deroselben aufkhomen zu zweifflen, wan nit Gott mit seiner allmacht in das Mitl khomen werde. Darauf haben Ihr. Kön. May. vmb 11 Vuhr in der nacht gebeicht vnd nachmahlen die lezte Oellung empfangen. Als dan vmb halbe 2 nach mitter nacht opfferten Sye Ihren Geist Gott dem allmechtigen mit menniglichs grossen mitleiden und Trauern."
Der 21-jährige Ferdinand hatte vor seinem Tod bestimmt, dass man sein Herz "unnser Lieben frawen Maria zu Loreto unter Ihre füeß legen und begraben solte". Deshalb wurde die Loretokapelle, die sich damals inmitten der Hofkirche zu St. Augustin zwischen den ersten drei Pfeilerpaaren befand, zum ersten Mal zur Aufbewahrung einer Herzurne verwendet.
Der Zinnsarkophag zeigt an den Ecken je einen Engelskopf. Auf dem reich ornamentierten Deckel ist Christus am Kreuz, zu dessen Füßen Maria mit dem siebenfachen Schwert der Schmerzen, das Wappen und darunter die Inschriftentafel dargestellt. An den Schmalseiten befindet sich je eine kleine Löwenkopfhandhabe.
Die Seitenteile des Sarkophags weisen als Schmuckmotive abwechselnd Totenköpfe auf gekreuzten Knochen, Löwenkopfhandhaben, geflügelte Engelsköpfe und Festons auf. Am Schild wird der einköpfige Adler mit der Kaiserkrone überhöht. Der Plastron zeigt das neue ungarische Wappen mit Patriarchalkreuz, den böhmischen Löwen, das österreichische und ein unkenntliches, von Rost zerstörtes Wappen. Ein kleiner Plastron am Mittelschild zeigt die Wappen der Steiermark, Kärntens und Krains. Der Unterteil ist mit sechs Handhaben und Festons versehen. Akanthusschmuck ziert die oberen und unteren Kanten, Palmetten die Übergänge der Kanten in die Füße.
Am 31. Juli 1654 wies die Hofkammer "zu Verfertigung des zinnen Sarch für Ferdinand IV" 250 fl. (Gulden) an.
Am 5. März 1852 wurde zur Restaurierung der Sarg Ferdinands IV. geöffnet: "Der Körper war ganz verwesen, nur Knochen vorhanden, am Kopfe jedoch Haarlocken unversehrt. Die Kleidung, spanisches Costume, wahrscheinlich einst von rother Farbe, die Schuhmaschen von goldenen Bändern, auch hatte der Leichnam ein gutes gearbeitetes goldenes Toisonordenszeichen an einem Bande um den Hals und einen Degen an der linken Seite liegend."
Die Inschrift lautet:
PRO DEO ET POPVLO FERNDINANDUS IIII ROMAN:VNGAR:BOEMIAE REX ARCHIDVX AVSTRIAE: FERDINANDII III CAESARIS EX MARIA HISPANIARUM INFANTE FILIVUS PRIMOGENITVS NATVS 8 SEPTEMBRIS ANNO 1633. DENATVS 9 IVLII ANNO 1654.
Für Gott und das Volk. Ferdinand IV., Römischer, ungarischer, böhmischer König, Erzherzog von Österreich, der erstgeborene Sohn des Kaisers Ferdinand III. aus Maria, Infantin von Spanien, geboren den 8. September 1633, gestorben den 9. Juli 1654.