Und weg war der DOnnerbrunnen
Statt des fröhlich vor sich hin plätschernden Donnerbrunnens gibt es am Neuen Markt seit einiger Zeit nur noch eine Baustelle. Der Donnerbrunnen wurde verbannt. Und das nicht zum ersten Mal.
>Am Neuen Markt tut sich einiges. Wie in den Zeitungen zu lesen, in den Nachrichten zu hören und beim Spaziergang durch die Innenstadt auch live zu erleben ist, ist eine Großbaustelle dort, wo vor einigen Monaten noch ein Platz war.
Seit 2022 ist eine Tiefgarage nebst einer attraktiven Flanierzone entstanden. Der sogenannte Donnerbrunnen am Neuen Markt musste für den Bau und wegen den Baggern und Kränen weichen.
Doch keine Sorge: Zum einen kommt der Brunnen ja in ein paar Jahren an den angestammten Platz zurück, zum anderen ist es nicht das erste Mal, dass er zeitweise ins Exil geschickt wird. Man könnte fast sagen, der Donnerbrunnen ist das Umziehen gewohnt.
Entworfen wurde der Brunnen in den 1730ern vom Künstler Georg Raphael Donner. Er schuf auch die Modelle der Figuren. Die Metallarbeiten selbst stammen von Nikolaus Moll, der der Bruder von Balthasar Moll war. Beide waren für das Kaiserhaus tätig: Johann Nikolaus entwarf den Sarkophag von Karl VI., Balthasar den von Maria Theresia und Franz I. Stephan.
Doch schon in den 1770ern entsprach der Brunnen nicht mehr dem Geschmack der Zeit und schon gar nicht dem Verständnis von Anstand. Die allegorischen (leicht bekleideten) Figuren von March, Enns, Traun und Ybbs erregten den Unmut Maria Theresias, die den Brunnen daraufhin von der Keuschheitskommission entfernen ließ. Mit dieser Kommission, die der Unsittlichkeit den Kampf angesagt hatte, stieß unter anderem auch Giacomo Casanova zusammen. Er wurde 1767 wegen Glücksspiels und öffentlichen Urinierens der Stadt Wien verwiesen.
Die Brunnenfiguren wurden dem Künstler Johann Martin Fischer übergeben, der sie einschmelzen und somit zerstören sollte. Er aber erkannte den künstlerischen Wert, restaurierte sie und setzte sich für eine Wiederaufstellung des Donnerbrunnens ein, was ihm 1801 auch gelang.
1871 wurde der Donnerbrunnen durch eine Kopie ersetzt - das weiche Blei hatte zu sehr gelitten, nun stellte man Bronzekopien der Brunnenfiguren auf.
Nun durfte der Brunnen eine längere Zeit fast unbehelligt am Neuen Markt stehen, nur Ausbesserungsarbeiten nahm man vor. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt er aber größere Schäden, man entfernte, sanierte und platzierte ihn 1947 wieder am alten Ort.
Und es war letztes Jahr wieder soweit. Der Donnerbrunnen kehrte 2022 zum dritten Mal zurück und den Neuen Markt erkennt man nicht mehr wieder – verkehrsberuhigt und grün wie er nie zuvor war.