weihnachten
wie es früher war
Weihnachten war nicht immer das Weihnachten, so wie wir es heute kennen. Die Traditionen änderten sich im Laufe der Zeit von Maria Theresia, über Henriette von Nassau-Weilburg zu Franz Joseph.
Würde Maria Theresia heutzutage in eine Weihnachtsfeier stolpern, wäre sie mit Sicherheit sehr irritiert. Weihnachten so wie wir es kennen, entstand nämlich erst vor ungefähr 200 Jahren, während des Biedermeier. In einer Zeit, als man sich ins Privatleben zurückzog, wurden auch Feste zunehmend privater. Der erste Bericht über ein „modernes“ Weihnachtsfest findet sich – ganz wie man sich das im metternichschen Wien vorstellt – in einem Geheimpolizeiakt, in dem es heißt:
„Bei Arnstein war vorgestern nach berliner Sitte ein sehr zahlreiches Weihbaum- oder Christbaumfest. (…) Alle (…) Personen erhielten Geschenke oder Souvenirs vom Christbaum. Es wurden nach berliner Sitte komische Lieder gesungen (…)“.
Die Arnsteins waren eine Familie der High Society, Fanny von Arnstein kam ursprünglich aus Berlin und brachte den ersten Christbaum nach Wien. Henriette von Nassau-Weilburg etablierte kurze Zeit später den Christbaum im kaiserlichen Haushalt und damit in den „besseren Kreisen“ Wiens.
In der Hofburg wurden zur Zeit von Franz Joseph und Elisabeth ganze Wälder von Christbäumen aufgestellt und die Kinder mit reichlich Spielzeug beschenkt.
Die Kinder des 18. Jahrhunderts, auch die von Maria Theresia und Franz Stephan, bekamen noch keine Geschenke vom Christkind. Stattdessen wurden sie am 6. Dezember vom Nikolo beschert. So ist ein Bild von Erzherzogin Maria Christine erhalten, das das Nikolofrühstück ihrer Familie zeigt. Tatsächlich darf man sich die Nikolausbescherung aber nicht so vorstellen, Maria Christine arbeitete nach einer niederländischen Vorlage, nicht nach einer Szene, die sich im kaiserlichen Haushalt abgespielt hatte.
Für Maria Theresia lief der 24. Dezember noch ganz anders ab als später für ihren Ururenkel Franz Joseph. Es gab kein Familienfest im kleinen Kreis, der Weihnachtstag war stattdessen vom Besuch der Christmette bestimmt. Die Zeit zwischen den Messen und Andachten der Weihnachtsfeiertage vertrieb man sich zum Beispiel mit Kartenspielen. In den Kirchen wurden opulente Krippen aufgestellt und Krippenspiele veranstaltet.
Joseph II. ließ diese Krippenspiele dann aber verbieten. Ab 1782 durften in den Kirchen keine Krippen mehr aufgestellt werden, obwohl es sich um einen alten und von der Bevölkerung gern gemochten Brauch handelte. Um auf die Krippen nicht verzichten zu müssen, stellte man sich kurzerhand kleine Exemplare zuhause auf – eine neue Tradition war geboren. Das Verbot öffentlicher Krippen wurde übrigens, wie so viele Bestimmungen von Joseph II., nach seinem Tod zurückgenommen.
Zitat: Hilde Spiel, Fanny von Arnstein, Frankfurt a. M. 1962, S. 434.