GERARD VAN SWIETEN,
LEIBARZT UND VAMPIRJÄGER
Gerard van Swieten, Leibarzt von Maria Theresia, räumte zu Lebzeiten mit dem Aberglauben rund um Vampire auf. Lange nach seinem Tod wurde er das Vorbild für eine der berühmtesten Figuren der Literatur.
Wenige Jahre nachdem Maria Theresia die regierende Erzherzogin Österreichs geworden war, nahm sie einen neuen Leibarzt in ihren Hofstaat auf: Es war der 1700 geborene Gerard van Swieten, der als genialer Arzt galt.
Kaum in den Diensten der Kaiserin, bekam er wichtige Aufgaben auch abseits der kaiserlichen Gesundheit übertragen, wie etwa als Präfekt der kaiserlichen Bibliothek oder Leiter der Zensurkommission.
Er wurde mit der Neuordnung der Wiener Medizinischen Fakultät beauftragt, veranlasste die Einrichtung der ersten modernen Kliniken und bewegte Maria Theresia zur Eröffnung des Botanischen Gartens.
Wofür Gerard van Swieten aber wohl bekannter war als für all seine Bemühung um die Verbesserung der Medizin in Wien, war sein Kampf gegen den Aberglauben. Mitte des 18. Jahrhunderts konnte man vermehrt Berichte über Vampire hören: Mehrere Leichen hätte man ausgegraben, die auch Tage nach dem Tod keinerlei Verwesungsspuren gezeigt hätten. All diese Menschen hätten vor ihrem Tod an einer mysteriösen Krankheit gelitten, und würde man die Leichname pfählen, würden sie einen spitzen Schrei ausstoßen.
Maria Theresia schickte ihren Leibarzt daraufhin los, um mit dem Aberglauben aufzuräumen. Van Swieten untersuchte die Leichen aufs Gründlichste und konnte alle Gerüchte mit wissenschaftlichen Erklärungen entkräften. Er verfasste einen Traktat mit dem Namen „Abhandlung des Daseyns von Gespenstern“ und blieb als Kämpfer gegen den Vampirismus im Gedächtnis, er fand eine späte Würdigung durch Bram Stoker, den van Swieten zur Figur des Van Helsing inspirierte.
Maria Theresia schätzte van Swieten so sehr, dass sich dieser auch die eine oder andere Direktheit der Kaiserin gegenüber leisten durfte: Der Speiseplan Ihrer Majestät war dem Arzt ein Dorn im Auge, zu schnell, üppig und ungesund pflegte Maria Theresia zu essen. Um die Kaiserin von einer gesünderen Lebensweise und kleineren Portionen zu überzeugen, ließ er sich, so erzählt man, zu einem Essen einen Kübel bringen und warf in der gleichen Geschwindigkeit, in der Maria Theresia die Gerichte zu sich nahm, die gleichen Mengen in den Kübel. Auf die erstaunte Frage, was er da tue, soll der Arzt geantwortet haben: „So sieht es jetzt in Eurem Magen aus, Majestät!“