Die Habsburger
Die Habsburger in der Kapuzinergruft
Ansicht der Habsburg in der Topographia Helvetiae von Matthäus Merian, 1642
Die Habsburger in der Kapuzinergruft
Ansicht der Habsburg in der Topographia Helvetiae von Matthäus Merian, 1642
Das Haus Habsburg, ehemaliges Herrschergeschlecht Österreichs, hatte jahrhundertelang eine führende Rolle in Europa inne und lenkte fast 650 Jahre die Geschichte des Landes. Sein Name geht auf die Stammburg Habichtsburg im heutigen Schweizer Kanton Aargau zurück. Die Ahnherren wie Graf Guntram „der Reiche“, aus dem Geschlecht der elsässischen Etichonen, verfügten über Besitzungen im Elsass, Breisgau und Aargau und führten den Familiennamen Habsburg seit 1108.
Der erste Regent des Hauses Habsburg, König Rudolf I., wurde 1273 zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Nach seinem Sieg über König Ottokar von Böhmen, in der Schlacht auf dem Marchfeld, stieg sein Haus vom Grafen- in den Fürstenstand auf und übernahm die ehemals babenbergischen und sponheimischen Länder. Die Habsburger herrschten fortan über die Herzogtümer Österreich und Steiermark; später kamen Kärnten, Krain, später Tirol, Böhmen, Kroatien und Teile Ungarns dazu. Österreich stieg unter den Habsburgern zur Großmacht auf und wurde 1452 Kaiserreich. 400 Jahre lang, von 1439 bis 1806, stellte das Haus Österreich-Habsburg fast ununterbrochen die römisch-deutschen Kaiser und die deutschen Könige.
"Bella gerant alii, tu felix Austria nube! – Kriege mögen andere führen. Du, glückliches Österreich, heirate! Nam que Mars aliis, dat tibi diva Venus. Denn was Mars den anderen, gibt dir die göttliche Venus.", so das Motto des österreichischen Herrscherhauses. Mit einer geschickten Heiratspolitik sicherte sich das Haus Habsburg territoriale Ausdehnung, den Aufstieg zur Großmacht und politischen Einfluss auf europäische Fürstenhöfe, darunter Frankreich, Portugal und Spanien und deren Kolonien auf den amerikanischen Kontinenten, im Pazifik, Afrika und Asien. Auf dem Höhepunkt seiner Macht erweiterte sich das Hoheitsgebiet der Habsburger zu einem Weltreich, in dem buchstäblich "die Sonne nicht unterging".
Das Herrschergeschlecht Habsburg zeichnete sich über mehr als ein halbes Jahrtausend durch große politische Ambitionen aus. Doch abseits ihrer Macht- und Heiratspolitik und dank künstlerischer und feinsinniger Begabung beschäftigten sich viele Habsburger mit sozialpolitischen Reformen, stifteten Klöster und waren Förderer der Künste und Wissenschaften oder gar selbst Maler, Musiker und Komponisten: Kaiser Joseph I. sprach sieben Sprachen und war ausgebildeter Architekt. Kaiser Leopold I., selbst ein bedeutender Komponist, brachte Wien den Ruf einer „Musikstadt“. Maria Theresia führte die Unterrichtspflicht sowie ein einheitliches Strafrecht ein und sorgte für die Aufhebung von Folter. Erzherzog Johann wirkte über Jahrzehnte in der Steiermark als Modernisierer und Begründer wirtschaftlicher und sozialer Reformen.
Die Herrschaft des Hauses Habsburg-Lothringen endete im Jahre 1918 mit dem Rücktritt Kaiser Karls I. als österreichischer Kaiser und König von Ungarn, der auf alle Staatsgeschäfte verzichtete, formell aber nicht abdankte. Die Kaiserfamilie wurde verbannt und ging ins Exil. 1961 leistete Otto von Habsburg, Sohn des letzten Kaisers Karls I., die im Habsburgergesetz geforderte Verzichtserklärung und durfte wieder nach Österreich einreisen. Er ruht seit 2011 in der Kapuzinergruft.
Seit 1617 ist die Kapuzinergruft die Familienbegräbnisstätte der Habsburger – Denkmal und Symbol einer Herrschermacht, die die eigene Vergänglichkeit mit Schönheit bekleidete. Bis heute ruhen hier, in ihrer letzten Residenz, unter der Obhut des Kapuzinerordens, die sterblichen Überreste von 12 Kaisern und 19 Kaiserinnen und Königinnen aus dem Hause Habsburg und deren Familienmitgliedern sowie einer Nicht-Habsburgerin. Die Kapuzinergruft geht auf die testamentarische Stiftung Kaiserin Annas zurück und bestand ursprünglich nur aus der unter der Klosterkirche gelegenen Gründergruft. Durch mehrfache Erweiterungen und Umbauten während vier Jahrhunderten wurde die Gruft auf insgesamt zehn Grufträume erweitert, in denen die Sarkophage, Herzurnen und Grabmonumente der Habsburger ruhen. Die Kapuzinergruft reflektiert das Spektrum ihrer menschlichen Schicksale und bewahrt die Herrlichkeit einstiger Größe im Tode.