Das mexikanische
abenteuer
Maximilian trat mit Überzeugung und Tatendrang sein Amt als Kaiser von Mexiko an. Über seinen weiteren Lebensweg gibt es mehrere Theorien.
Franz Joseph war der älteste von vier Brüdern und damit als Nachfolger seines Onkels Ferdinand zum Kaiser vorbestimmt. Sein jüngerer Bruder, Maximilian, stand dem älteren um nichts nach, was Engagement und Ehrgeiz betraf, konnte aber als Zweitgeborener nicht auf eine große Rolle im Staat hoffen.
Ab 1862 intervenierten vor allem die Franzosen unter der Führung von Napoleon III. recht erfolgreich in Mexiko, besetzten die Hauptstadt und errichteten ein neues Kaiserreich, das mit Frankreich eng verbunden sein sollte.
Wer sollte aber diesen neuen Kaiserthron besetzen? Die Wahl fiel auf Maximilian, der aber zögerte: Wollte das mexikanische Volk überhaupt einen Österreicher an der Spitze des neuen Staates? Um den Wunschkandidaten zu beruhigen, führten die Franzosen in Mexiko eine Volksbefragung durch, in der sich die Mehrheit für den habsburgischen Kaiser aussprach. Maximilian glaubte dem Wahlergebnis, dessen Ergebnis allerdings manipuliert worden war und machte sich, gemeinsam mit seiner Frau Charlotte, auf den Weg nach Mexiko.
Auf der Reise entwarf er ein neues Hofzeremoniell und verfasste erste kaiserliche Dekrete. Die Ankunft in Mexiko war jedoch eine Enttäuschung für das Kaiserpaar: Sie wurden nicht von jubelnden Massen am Hafen empfangen. Und nicht nur das: Mit Entsetzen erkannte Maximilian, dass ihn nicht nur die Mexikaner nicht im Lande wollten, sondern auch alle anderen amerikanischen Staaten die Einmischung der Europäer und damit ihn selbst als Kaiser ablehnten.
Nach dem Ende des Bürgerkrieges in den USA sahen sich die Franzosen gezwungen, ihre Streitkräfte aus Übersee abzuziehen. Nun stand Maximilian ohne Rückhalt da und wurde nur wenige Monate später von den mexikanischen Freiheitskämpfern in der Stadt Querétaro gefangen genommen, inhaftiert und schließlich zum Tode verurteilt.
Am 19. Juni 1867 wurde Maximilian von einem Erschießungskommando hingerichtet. Vorher gab er den Soldaten noch jeweils etwas Geld, bat sie, auf sein Herz, aber nicht auf sein Gesicht zu zielen und versicherte ihnen, sie täten nur ihre Pflicht.
Nachdem die Schüsse gefallen waren, wurde der Leichnam des Kaisers in ein nahegelegenes Kapuzinerkloster gebracht und dort mehr schlecht als recht konserviert, so schlecht nämlich, dass man wenige Monate später eine zweite Konservierung vornehmen musste.
Schließlich entsandte Österreich Vizeadmiral Tegetthoff nach Querétaro. Er konnte nach zähen Verhandlungen mit dem mexikanischen Präsidenten Benito Juarez die Leiche Maximilians nach Wien bringen. Seine Mutter, Erzherzogin Sophie, schlug beim Anblick der geschundenen Leiche die Hände vorm Gesicht zusammen und rief: „Das ist nicht mein Sohn!“ Erst im Jänner 1869 wurde Maximilian in der Kapuzinergruft bestattet.
Unter anderem der Ausruf Sophies gab Anlass zur Theorie, nach der Maximilian aber gar nicht an jenem 19. Juni gestorben sein soll. Die Erzherzogin hätte ihren Sohn demnach nicht deswegen nicht erkannt, weil die Leiche in so schlechtem Zustand war, sondern weil es sich nicht um ihn gehandelt habe. Benito Juarez – ein Freimaurer – soll Maximilian – ebenfalls Freimaurer – freigestellt haben, das Land zu verlassen. Maximilian wäre nach El Salvador geflohen und hätte dort unter dem Namen Justo Armas ein neues Leben begonnen. Justo Armas starb 1936 in San Salvador. Zu diesem Zeitpunkt wäre Maximilian 104 Jahre alt gewesen.